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Der vom Ombudsmann 2007 geschaffene Preis wird vergeben für den Einsatz zum Schutz der Staatsbürger- und Menschenrechte. „Justitia Regnorum Fundamentum“ (Gerechtigkeit ist die Grundlage des Reiches) war das Motto von Kaiser Franz I. Gitarrist Ferenc Snétberger, Soziologin und Kulturanthropologin Dr. Györgyi Bindorffer (in der Mitte) sowie Dr. Marie-Claire Cordonier Segger, Juristin für Internationales Recht, konnten die diesjährigen Auszeichnungen in Empfang nehmen.
Die Soziologin und Kulturanthropologin Dr. Györgyi Bindorffer, eine der diesjährigen Trägerinnen des Preises „Justita Regnorum Fundamentum“, erforscht die Identität der ungarländischen Nationalitäten. Die Vorfahren der Familie Bindorffer kamen zur Zeit der Ansiedlung unter der Herrschaft von Maria Theresia aus Bayern (aus der Umgebung von Regensburg) nach Sankt-Andrä. Ihr Urgroßvater, Georg Bindorffer d. Ä., war in Sankt-Andrä Stellmacher und Fassbinder. Ihr Großvater, Franz Bindorffer, hat diesen Beruf weitergeführt, jedoch galt er auch als anerkannter Lyriker des Ortes. Ihn verband eine freundschaftliche Bindung zu den Künstlern der Künstlerkolonie in Sankt-Andrä. Das Mansardenzimmer seines Hauses mieteten oft und gerne junge Maler, hier wohnte auch Endre Bálint, dessen Gemälde „Mein Zimmer bei den Bindorfers“ heute im Károly-Ferenczy-Museum zu besichtigen ist. Der Vater und auch die Mutter von Györgyi Bindorffer arbeiteten als Lehrer in Sankt-Andrä.
Jedes Segment des Lebens und des Wirkens von Györgyi Bindorffer definiert und durchdringt das verantwortungsvolle Denken im Hinblick auf die Nationalitäten. Ihr von Beginn an begründetes Interesse für die Öffentlichkeit war nicht immer als gefahrlos zu bezeichnen. Die Mehrheit der SZETA-Gründer waren Schüler des Soziologen István Kemény, die in die Armuts- und Romaforschungen eingebunden wurden. Györgyi Bindorffer steuerte durch ihre soziale Sensibilität schon von Anfang an zur Verbesserung der Lage und des Schicksals der Bedürftigen und der in der Minderheit Lebenden bei. In diesem Vorhaben wurde sie auch durch ihre Forschungsrichtungen bestärkt. Sie entschied sich für die Kulturanthropologie, als in Ungarn dieser Wissenschaftszweig noch in den Kinderschuhen steckte. Sie studierte dieses Fach an der Philosophischen Fakultät der Loránd-Eötvös-Universität in Budapest. Ab den 90ern unterrichtete sie auch am Lehrstuhl für Kulturelle Antropologie sowie am Institut für Soziologie der ELTE. 1999 verteidigte sie summa cum laude ihre Dissertation im Rahmen des Doktorandenprogrammes für Soziologie an der ELTE.
Einer der wichtigsten Erträge ihres Wirkens ist das 2001 erschienene Werk „Kettős identitás – etnikai és nemzeti azonosságtudat Dunabogdányban“, das 2005 in deutscher Sprache mit dem Titel „Wir Schwaben waren immer gute Ungarn“ erschien. Ihr ist die Verbreitung der Definition der Doppel- bzw. Mehrfachidentität zu verdanken. Sie ist Károly-Polányi-Preisträgerin. Ab 2000 war sie neun Jahre lang Mitarbeiterin im Minderheitenforschungsinstitut der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Im Zuge ihre Feldforschungen besuchte sie Wemend, Schomberg, Tscholnok, Bogdan. Im Jahre 2000 wurde sie zur Vorsitzenden der Deutschen Minderheitenselbstverwaltung in Sankt-Andrä gewählt. Ab 2009 bis zu ihrer kürzlichen Pensionierung war sie Mitarbeiterin im Amt des Ombudsmannes und unterstützte die Arbeit des Ombudsmannes für Minderheitenrechte. Ihr Band „Kisebbség, politika, kisebbségpolitika“ ist ein Ergebnis dieser umfangreichen Tätigkeit. Mit dem Preis „Justitia Regnorum Fundamentum“ wurde Györgyi Bindorffers reiche wissenschaftliche und öffentliche Tätigkeit in den vergangenen Jahrzehnten gewürdigt.