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Wenn man die einzelnen ungarndeutschen Siedlungsgeschichten im Ganzen oder für bestimmte Regionen des Landes wie zum Beispiel die der schwäbischen Türkei untersucht, kann man viele Gemeinsamkeiten, vor allem in der Lebensweise, der Ansiedlungsgeschichte und den nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgten Schicksalsschlägen der Bevölkerung, erkennen. So würde man vermuten, dass aus der wahrscheinlich wenig bekannten kleinen ungarndeutschen Siedlung Jood/Gyód in der Nähe von Fünfkirchen/Pécs auch ein großer Teil der deutschen Bevölkerung zur Malenkij Robot verschleppt bzw. nach Deutschland vertrieben oder enteignet worden ist.
Jood ist aus mehreren Gründen besonders. Erstens geht es um eine Siedlung, deren ungarndeutsche Bevölkerung eine 95-prozentige Mehrheit ausmachte, und die bis zu den 1960er Jahren, trotz der schon in den 1940er Jahren erfolgten Namensmagyarisierungen, überwiegend deutschsprachig blieb.
Zweitens ist anhand der hier empfohlenen Ortsmonografie ein interessanter demografischer Wandel zu beobachten. Die Bevölkerung war von den vorhin erwähnten Schicksalsschlägen (Verschleppung, Vertreibung, Enteignung) zwar nicht betroffen, trotzdem war sie wegen Abwanderung, eingeschränkter Arbeitsmöglichkeiten und schlechter infrastruktureller Umständen bis zu den 1980er Jahren stark geschrumpft. Danach ist bis heute (vermutlich wegen der Nähe zum Komitatshauptsitz Fünfkirchen) wieder ein kontinuierlicher Bevölkerungszuwachs festzustellen.
Drittens kann man diese Publikation sogar als Heimatbuch definieren, denn das von Stephan Rózsahegyi-Regal in ungarischer und deutscher Sprache verfasste Kapitel mit dem Titel Geschichte des Dorfes Jood beinhaltet das Wirtschaftsleben, die Baukultur, die Kultur- und Sportentwicklung sowie die Bräuche und Traditionen. Dazu liefert uns das von ihm redigierte Buch auch weitere interessante Informationen über die Siedlung und ihre Bevölkerung.
Diejenigen zu erfreuen, die sich für die Dialekte interessieren, wurde ein ganz in deutscher Sprache geschriebenes Kapitel vom Linguisten Dr. Josef Schwing über die örtliche Mundart verfasst. Hier kann man neben der Herkunft der Jooder Mundart auch über die Besonderheiten ihres Wortschatzes und sogar über Wörter nichtschwäbischer Herkunft lesen.
Im Buch sind Dokumente wie der in deutscher Sprache verfassten Ehekontrakt aus dem Jahre 1833 sowie zahlreiche Archivaufnahmen aus dem Nachlass des 1980 verstorbenen Jooder Fotografen Johann Frey/Füzes ebenfalls zu finden. Dieses Album wurde mit zahlreichen Farbfotos aus der Zeit des Erscheinens des Buches ergänzt.
Dieses Buch empfehlen wir denjenigen, die neugierig auf die Geschichte, Kultur und Mundart einer weniger bekannten kleinen ungarndeutschen Siedlung in der Schwäbischen Türkei sind.
Rózsahegyi-Regal István: Gyód
Pécs/Fünfkirchen : Lorenz Kerner (Eigenverlag), 2007.
208.S., Ill.
Sprache: Deutsch und Ungarisch
Die empfohlenen Bücher sind in der Sammlung der Ungarndeutschen Bibliothek – wenn nichts weiteres Angegeben – nur zur Leihe zugänglich.
Weitere Informationen: info@bibliothek.hu
Webseite: www.bibliothek.hu